Beim Humorkongress stellte der Referent Dr. Michael Titze (therapeutischer Humor und Gelotologie Experte) das Modell des Aufwärts- und Abwärtsvergleich dar. Ein Aufwärtsvergleich wirkt sich negativ aus. Er erklärte: „Wenn du dich mit Leuten die mehr haben vergleichst, dann geht’s dir schlechter. Vergleichst du dich mit Leuten, die weniger haben fühlst du dich besser.“
Dieser Ansatz löste in der Pause eine kleine Diskussion aus. Wir waren der Meinung sich zu vergleichen ist doch nie gut. Sich mit anderen Leuten zu vergleich, die mehr haben macht unzufrieden, könnte es jedoch auch sein, dass uns das anspornt? Und sich mit Leuten die weniger haben zu vergleichen, hinterließ auch einen Nachgeschmack. Das bedeutete ja, sich auf Kosten anderer, wohl zu fühlen? Diesem Ansatz konnten wir Kongressteilnehmer auch nicht wirklich etwas abgewinnen. Doch vielleicht ging es auch um das Wort „Vergleichen“, das uns nicht gefiel. Doch Vorträge sollen ja auch zum Denken und Überdenken anregen – einen Anstoß geben.
Vorigen Samstag hatte meine 12-jährige Tochter im Rahmen ihres Schulprojekts Marktdienst. Das bedeutet am Markt werden von den Schülern selbst produzierte Produkte verkauft. Die Schüler sind auch für die Vermarktung zuständig. Es gibt ganz herrlichen Bio-Honig, bio zertifiziert, Traubensaft, Basilikum Pesto, uvm. (bisschen Werbung darf sein 😊) Das heißt sie musste um 7.30 Uhr am Volkertmarkt sein. Ich war nicht wirklich erfreut darüber, hatte ich mich diesen Samstag nach mehreren Samstagdiensten in der Apotheke auf ein gemütliches Frühstück gefreut. Das bedeutete ja wieder um 6.30 Uhr aufstehen. Ich machte es mir schmackhaft, in dem ich entschied dann in den Prater laufen zu gehen. Immer das Beste aus der Situation herausholen 😊.
Am Nebenstand hatte eine Bäuerin aus Hollabrunn mit ihren zwei Kindern schon ihren Stand aufgebaut. Ein ca. 5-jähriger Knirps und ein ca. 10-jähriger Bursch. Der 10-jährige Bub half fleißig mit und bediente mich, als ich Brot kaufte. Die Mutter war sehr freundlich, doch wirkte sie ziemlich gestresst und man konnte ihr ihre Abgeschlagenheit und Müdigkeit ansehen. Ich kaufte dann noch Käse und Gemüse, und der Junge rechnete ganz brav auf einem Zettel im Kopf alles zusammen. Ich wollte aufrunden, damit es leichter zu rechnen wäre, doch die Mutter, verneinte, denn er muss das alles ganz genau rechnen. Ich habe dann aufgerundet und ihm Trinkgeld gegeben. Er grinste bis über beide Ohren. Auf eine seltsame Weise beeindruckte mich diese Familie. Ich rechnete aus, dass wenn um 7.30 Uhr ihr Stand schon aufgebaut war, sie mindestens schon um 7 Uhr am Markt waren. Mit Anfahrtszeit aus Hollabrunn, noch dazu die Kinder in der Früh fertig machen, musste sie bestimmt vor 5 Uhr aufgestanden sein. Ich hatte gemurrt wegen 6.30 Uhr aufstehen. Der 10-jährige half ganz fleißig mit, weil er gebraucht wurde. Meine Tochter stand beim Nebenstand, und wenn sie volles Engagement zeigte, ist es ein Schulprojekt, wo sie viel lernen, keine Frage, doch es geht nicht um Umsätze zum Überleben.
Tiefe Dankbarkeit machte sich bei mir breit, für alles was ich habe. Ich verstand die Worte von Dr. Titze anders, es ging nicht alleine um den Vergleich es geht um das Wahrnehmen, Wahrnehmen was ist und Dankbarkeit. Dieses Wahrnehmen und diese Dankbarkeit machen wirklich reich und zufrieden.
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